Antwerpen um 1650
Padouk furniert mit Ebenholz, rot unterlegtem Schildpatt, eingelegt mit Komposition und Beschlägen aus vergoldetem Kupfer
Der zweitürige Kabinettschrank steht auf seinem originalen Stand mit sechs reich gedrechselten, ebonisierten Beinen und einer schildpatt-furnierten Zarge, in der sich ein großes Tablar versteckt.
Beim Öffnen der zentralen Türen überrascht das reiche Bildprogramm mit gemalten Szenen auf 16 Kupferplatten, zum größten Teil aus den Metamorphosen des Ovids.
Die Szenen sind ausgeführt in einem von Peter Paul Rubens - dem berühmtesten Künstler der Stadt - beeinflussten Stil. Antwerpen wurde im 17. Jahrhundert zum wichtigsten Europäischen Zentrum für die Produktion von Prunkkabinettschränken. Es übernahm die Rolle von Augsburg, das für solche Luxusmöbel bis zum 30-Jährigen Krieg führend gewesen war.
Wie üblich sind die zwei großen Szenen in der Tür am sorgfältigsten gemalt, in der linken Tür ist Fama abgebildet, die Hersilia in den Himmel holt, die rechte Tür zeigt Apoll/Merkur der Aglauros, Pandrosos und Herse, die Töchter des Kekrops erspäht. Beide Szenen können als Allegorie des Friedens interpretiert werden und beziehen sich wohl auf das Ende des 80-Jährigen Krieges in den Niederlanden im Jahr 1648.
Auf den Schubladen und den mittleren Türen sind beliebte Metamorphosen wie Pan und Syrinx, Jupiter und Callisto, Procris und Cephalus, Meleager und Atalante sowie Vertumnus und Pomona abgebildet.
Für die wertvollsten Kabinettschränke ist ganz typisch die Kombination von Ebenholzfurnier, Wellenleisten und Schildpatt, hinterlegt mit roter Folie, um das Schildpatt besser zur Geltung kommen zu lassen. Dazu kommen kleine Ebenholzpaneele, die eingelegt sind mit kunstvollen Motiven in einer künstlichen, schimmernden Masse, die farbigen Marmor oder Stein imitiert. Diese Technik, die auch im Inneren aufwändig verwendet worden ist, machte die Antwerpener Kabinettschränke besonders kostbar.
Die kleinen Türen in der Mitte der Schaufront sind innen in der gleichen Technik wie außen dekoriert. Diese Türchen verschließen ein sogenanntes Perspektiv, einen kleinen Raum mit verspiegelten Wänden und einem sehr raffiniert gemusterten Fussboden in Bein und Schildpatt, worauf ein kleines wertvolles Kunstwerk oder eine Goldschmiedearbeit aufgestellt werden konnte; solche Perspektiven zeichnen Antwerpener Kunstschränke aus.
Kunstkabinette dieser Art verbreiteten den Ruhm der Scheldestadt als Kunstzentrum und waren in ganz Europa begehrteste Luxusgüter. Es haben sich in dieser Qualität nur sehr wenige Stücke erhalten und das hier vorgestellte Schrank ist ein besonders kostbares Beispiel.
Es ist eine große Freude, dass er in diesem Zustand in Privatbesitz erhalten blieb.
Höhe: 195 cm, Breite: 127 cm, Tiefe: 54 cm