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425 Elemente

Höfische Meissen Porzellan-Tabatiere

aus dem Besitz von Markgraf Ludwig Georg von Baden

Meissen, um 1750

bemalt von Johann Jakob Wagner (1710-1797), die diamantbesetzte Goldmontierung Dresden, um 1750

Die äußerst qualitätvolle Meissener Tabatiere ist auf allen Seiten sehr fein bemalt mit zarten Schäfer- und Liebespaarszenen, umrahmt von ebenfalls colorierten Rocaillen „en relief“. Sie sind ausgeführt von Johann Jakob Wagner, der seit 1745 Malervorsteher der Porzellanmanufaktur in Meissen war. Die kostbar in Gold mit Brillantenbesatz montierte Tabatiere wurde von König August II. von Polen, Kurfürst von Sachsen, an Markgraf Ludwig Georg von Baden geschenkt. Anlass war dessen Vermählung 1755 mit Maria Anna, Prinzessin von Bayern.

Die Tabatiére blieb im Besitz des Hauses Baden und wurde seit 1883 in der Kunstkammer des Großherzoglichen Residenzschlosses in Karlsruhe ausgestellt und immer wieder gezeigt, bis zur großen Baden-Versteigerung 1995.

Literatur: Karl Koelitz, Beschreibendes Inventar der Allerhöchsten Privatsammlung kunstgewerblicher Gegenstände (Zähringer-Museum), Karlsruhe 1883, Nr. 1889 (die Tabatiere trägt ein Klebezettel mit der Nummer 1889)

Marc Rosenberg, Die Kunstkammer im großherzoglichen Residenzschloss zu Karlsruhe, Karlsruhe 1892, Tafel 25

Galeriedirektor Richter, Inventar des Zähringer-Museums, Neues Schloss, Baden-Baden 1919, Nr. 934 (Diesen Inventar-Klebezettel trägt die Tabatiére heute noch.)

Peter Eberhard (Red.), Ausstellungskatalog Carl-Frederick und seine Zeit, Neues Schloss Baden-Baden 1981, Nr. 5.3.1 b, Abb. S. 193.

Provenienz: Versteigerung Sammlung der Markgrafen und Großherzöge von Baden, Sotheby’s, Baden-Baden, 5-21 Oktober 1995, Los 808.

Höhe: 4,2 cm, Breite: 8 cm, Tiefe: 6,3 cm

Musealer Becher mit Schaffgotsch-Wappen und Hochschnittdekor - Friedrich Winter, Hermsdorf, um 1700

Musealer Becher mit Schaffgotsch-Wappen und Hochschnittdekor
Friedrich Winter, Hermsdorf, um 1700
Vielpassiger Fuß unterseitig gehöht und mit teils polierter Schliffrosette, konische Wandung mit hochgeschliffene Ovale und Rollwerk im Wechsel, darüber reich geziert mit Akanthusranken, Maskaronen und Pinienzapfen im seltenen Hochschnitt, dazwischen das Wappen der Grafen Schaffgotsch mit Architektur und der Umschrift „Aucun temps ne le Change" sowie zwei tiefgeschnittene Szenen mit Reitern in felsiger Landschaft sowie mit einem auf Hügel vor Architekturhintergrund tanzendem Mann, davor ein Kavalier einen Jagdhund mit Hasen auf dessen Rücken ziehend. Farbloses Glas. H. 13 cm. - Lippe mit kleinem Chip, ein Tannenzweig ausgeschliffen. - Vergleichbares Becherglas von F. W. befindet sich im Museum für Angewandte Kunst in Wien (Inv.-Nr. GL 2770). Vgl. folgende Lit.: R. Rückert: Die Glassammlung des Bayerischen Nationalmuseum München, Nr. 769f.; B. Klesse/H. Mayr: Veredelte Gläser aus der Renaissance und Barock, Sammlung Ernesto Wolf, Abb. 103; R. v. Strasser/W. Spiegl: Dekoriertes Glas, Renaissance bis Biedermeier, Abb. 114; U. Junker: Das Glasschweifwerk in Hermsdorf, S. 7; S. Zelasko: Barock und Rokoko im Hirschberger Tal, Nr. 99.

Im Nachverkauf zu unserer Sommerauktion von 26 & 27. Juli 2024
In aftersale of our Summer Auction from July 26 & 27
https://schlosser.atgportals.net/auctions/8977/schlosser10033

 

Monumentaler Braunschweiger Barockschrank aus Schloss Langenstein

Nadelholz, Nussbaum, Elfenbein und Zinn

Braunschweig, um 1730,

Die in Elfenbein eingelegten, weiblichen Allegorien der Tugenden Geduld und Tapferkeit dürfen als Charakteristikum von reich ausgeführten Braunschweiger Schränken des frühen 18. Jahrhunderts angesehen werden. Auf diesem Schrank sind sie kombiniert mit weiteren, fein ausgeführten ornamentalen Details in graviertem Elfenbein und Zinn; ebenso bemerkenswert sind die floralen Schnitzereien, die in der Mitte der Pilaster graviert sind. Diese plastischen Ornamente bewirken eine ästhetische Verbindung zwischen den Kapitellen der Pilaster und den breit ausladenden, als doppelte Löwenkrallen geschnitzte Füße. Die Basis des Möbels mit den Löwenpratzen ist einzigartig und verschafft dem Schrank seine individuelle, beeindruckende Identität.

Auf der Rückseite des Schrankes hat sich die Inventarisierung ‚Langenstein‘ erhalten.

Gut und Schloss Langenstein gehörten dem Prinzen Heinrich von Preussen, Bruder Friedrichs des Großen. Prinz Heinrich verkaufte den Besitz und das Inventar 1776 an Maria Antoinette Frfr. v. Branconi.

Baronin Branconi war die Mätresse des Erbprinzen Karl Wilhelm von Braunschweig-Wolfenbüttel.

Sie galt als große, bemerkenswerte Persönlichkeit und wurde als schönste Frau Deutschlands bezeichnet. Es verband sie eine enge Freundschaft zu Johann Wolfgang von Goethe, Baronin Branconi führte bis zu ihrem Tod in Langenstein ein offenes, gesellschaftliches Leben.

Später gelangte das Möbel in die Sammlung Rimpau im Gleimhaus Halberstadt und hat dort alle Kriegswirren überstanden.

Der Schrank ist publiziert bei Andrea Schneider,

Braunschweiger Möbel des 18. Jahrhunderts, Braunschweig 2021, S. 56-56, nr. K 6.

Provenienz: Prinz Heinrich von Preussen ; Maria Antoinetta Frfr.v.  Branconi ; Sammlung Rimpau im Museum Gleimhaus, Halberstadt.

Höhe: 240 cm, Breite: 245 cm, Tiefe: 95 cm

Prunkkabinett mit gemalten Szenen aus den Metamorphosen des Ovids

Antwerpen um 1650

Padouk furniert mit Ebenholz, rot unterlegtem Schildpatt, eingelegt mit Komposition und Beschlägen aus vergoldetem Kupfer

Der zweitürige Kabinettschrank steht auf seinem originalen Stand mit sechs reich gedrechselten, ebonisierten Beinen und einer schildpatt-furnierten Zarge, in der sich ein großes Tablar versteckt.

Beim Öffnen der zentralen Türen überrascht das reiche Bildprogramm mit gemalten Szenen auf 16 Kupferplatten, zum größten Teil aus den Metamorphosen des Ovids.

Die Szenen sind ausgeführt in einem von Peter Paul Rubens - dem berühmtesten Künstler der Stadt - beeinflussten Stil. Antwerpen wurde im 17. Jahrhundert zum wichtigsten Europäischen Zentrum für die Produktion von Prunkkabinettschränken. Es übernahm die Rolle von Augsburg, das für solche Luxusmöbel bis zum 30-Jährigen Krieg führend gewesen war.

Wie üblich sind die zwei großen Szenen in der Tür am sorgfältigsten gemalt, in der linken Tür ist Fama abgebildet, die Hersilia in den Himmel holt, die rechte Tür zeigt Apoll/Merkur der Aglauros, Pandrosos und Herse, die Töchter des Kekrops erspäht. Beide Szenen können als Allegorie des Friedens interpretiert werden und beziehen sich wohl auf das Ende des 80-Jährigen Krieges in den Niederlanden im Jahr 1648.

Auf den Schubladen und den mittleren Türen sind beliebte Metamorphosen wie Pan und Syrinx, Jupiter und Callisto, Procris und Cephalus, Meleager und Atalante sowie Vertumnus und Pomona abgebildet.

Für die wertvollsten Kabinettschränke ist ganz typisch die Kombination von Ebenholzfurnier, Wellenleisten und Schildpatt, hinterlegt mit roter Folie, um das Schildpatt besser zur Geltung kommen zu lassen. Dazu kommen kleine Ebenholzpaneele, die eingelegt sind mit kunstvollen Motiven in einer künstlichen, schimmernden Masse, die farbigen Marmor oder Stein imitiert. Diese Technik, die auch im Inneren aufwändig verwendet worden ist, machte die Antwerpener Kabinettschränke besonders kostbar.

Die kleinen Türen in der Mitte der Schaufront sind innen in der gleichen Technik wie außen dekoriert. Diese Türchen verschließen ein sogenanntes Perspektiv, einen kleinen Raum mit verspiegelten Wänden und einem sehr raffiniert gemusterten Fussboden in Bein und Schildpatt, worauf ein kleines wertvolles Kunstwerk oder eine Goldschmiedearbeit aufgestellt werden konnte; solche Perspektiven zeichnen Antwerpener Kunstschränke aus.

Kunstkabinette dieser Art verbreiteten den Ruhm der Scheldestadt als Kunstzentrum und waren in ganz Europa begehrteste Luxusgüter. Es haben sich in dieser Qualität nur sehr wenige Stücke erhalten und das hier vorgestellte Schrank ist ein besonders kostbares Beispiel.

Es ist eine große Freude, dass er in diesem Zustand in Privatbesitz erhalten blieb.

Höhe: 195 cm, Breite: 127 cm, Tiefe: 54 cm

Kommodenpaar klassizistisch - Leipzig - Friedrich Gottlob Hoffmann - um 1780

Mahagoni, Mooreiche, Ahorn furniert, Schlüsselschilder in Bein sowie originale, vergoldete Beschläge mit aufwändig emaillierten Plaketten.

Dass die Leipziger Werkstatt Friedrich Gottlob Hoffmanns seiner Zeit zurecht als bedeutendes Zentrum der Möbelherstellung galt, bezeugt dieses nur auf den ersten Blick schlichte Paar Kommoden. Aufwändige und ungewöhnliche Details ergänzen das ausgesuchte Furnierbild der dreischübigen Kommoden: die über Eck stehenden Beine, die in Lisenen mit furnierten Kanneluren übergehen, die fein intarsierten Bänder an den Kanten des Möbels und die eleganten Beschläge entsprachen dem erlesenen Geschmack höfischer Auftraggeber gegen Ende des 18. Jahrhunderts.

Hoffmann (1741-1806) ließ als erster Kunstschreiner 1789 ein illustriertes Verzeichnis der bei ihm bestellbaren Möbelstücke drucken und auf der Leipziger Messe verteilen. Je nach Geschmack des Auftraggebers konnten die Entwürfe in Furnier und Ausführung variiert werden, und es entstanden trotz der Bestellung nach dem Katalog repräsentative Einzelstücke für den Adel und das vermögende Bürgertum. Wunderbare Möbel Hoffmanns haben sich unter anderem in den Schlössern in Wörtlitz und Weimar erhalten.

Höhe 77 cm, Breite 68 cm, Tiefe 45 cm.

M. Sulzbacher u.a., Friedrich Gottlob Hoffmann (anlässlich der Ausstellung „Vornehmste Tischlerarbeiten aus Leipzig. F.G. Hoffmann – Hoftischler und Unternehmer“), Dresden 2014, S. 281 und 282.

Ein Paar qualitätvoller Barockbilder - Signiert Franz Christoph Janneck (Graz 1703-1761 Wien)

Öl auf Kupfer.

In festlichem Ambiente vergnügt sich eine galante, höfische Gesellschaft auf der Terrasse eines prunkvollen Palastes zu Musik, Tanz und Konversation bei einem üppigen Festmahl. Auf großformatigen Wandbildern im Hintergrund der farbenprächtigen Szenerie spiegeln mythologische Darstellungen der Jagdgöttin Diana sowie des Sonnengottes Apoll den anspruchsvollen Lebensstil der Figuren und erzählen als Allegorien den Traum von ewiger Schönheit und Jugend, von Verführung und Liebe, aber auch von der Last gesellschaftlicher Erwartungen und moralischer Ansprüche.

In ihrer brillanten Farbigkeit und der hervorragenden Qualität der Malerei sind diese beiden Pendants ein typisches Beispiel für die Kunst des Barock in Österreich. Janneck gilt neben Johann Georg Platzer (1704-1761) zurecht als bedeutendster Künstler der Wiener Akademie. In der für ihn charakteristischen Verbindung von niederländischen mit französischen Vorbildern gelang ihm die exzellente Umsetzung des einzigartigen, barocken Lebensgefühls der vornehmen Gesellschaft im 18. Jahrhundert. Das Gemäldepaar wurde 1996 in der Residenzgalerie Salzburg ausgestellt und im Ausstellungskatalog publiziert (Kat.-Nr. 4 und 5).

Höhe 40 cm, Breite 52 cm.

Juffinger, Reich mir die Hand, mein Leben. Einladung zu einem barocken Fest mit Bildern von Johann Georg Platzer und Franz Christoph Janneck, Salzburg 1996, S. 100-104.

Pucher, Franz Christoph Janneck 1703-1761, Dissertation, Graz 1996, S. 196-197, Kat.-Nr. 109 u. 110.

Kunstvoll intarsierte Rokoko-Kommode aus der Werkstatt David Roentgens - Neuwied - um 1775

Furniert in Nuss, Palisander, Kirsche, Pflaume und Ahorn, Rouge Royal-Marmorplatte. Rückseitig signiertes Klebeetikett.

Auf elegant geschwungenen Beinen der zweischübige Korpus „sans traverse“ mit lambrequinartig abhängender Zarge, Front und Seiten sind aufwändig bombiert und mit außerordentlich feinen und qualitätvollen, an Schleifen gebundenen Blütengebinden intarsiert. Der originale Griff mit Blütenkranz zeigt im Medaillon eine weibliche Portraitbüste.

Die feinen, leichten Blütenintarsien, die in der Neuwieder Werkstatt unter der Leitung von David Roentgen entwickelt wurden, entsprachen im letzten Drittel des 18. Jahrhunderts eher dem Geschmack der luxusverwöhnten Käufer als die prunkvollen Dekore des Barock und Rokoko, für die sein Vater Abraham von den höfischen Auftraggebern geschätzt wurde. Die zumeist floralen Motive sind angelehnt an Vorlagen von Jean Bérains d.Ä. (1640-1711), Jean Baptiste Oudry (1686-1755) oder Jean Pillement (1728-1808).

Die beeindruckenden Effekte von Farbigkeit, Dreidimensionalität sowie Hell- und Dunkelkontraste entstehen nur durch die Verwendung verschiedenfarbiger Hölzer und allein die Kunstschreiner der Roentgen-Manufaktur beherrschten diese aufwändigen Furniertechniken in solcher Perfektion. Eine sehr ähnliche, aber etwas größere Kommode aus einem Auftrag des Landgrafen Friedrich II. von Hessen-Kassel wird im Landesmuseum Kassel bewahrt.

Höhe 80 cm, Breite 78 cm, Tiefe 41 cm.

Vgl. Huth, Abraham und David Roentgen und ihre Neuwieder Möbelwerkstatt, München 1974, Abb.238.

Wunderbar erhaltenes, kostbares Lack-Kabinett - Spa, um 1770

Der belgische Ort Spa erlebte im 18. Jahrhundert nicht nur eine Blütezeit als berühmter Kurort – seinen zahlreichen Mineralwasser-Quellen wurden wichtige Heilkräfte nachgesagt – sondern auch als Zentrum europäischer Lackkunst. Mit kunstvoller Lackmalerei dekorierte Schachteln aller Art, Bonbonnièren, Dosen für Tee, Puder, Zigarren und Tabak oder Toilettengarnituren waren bei den betuchten und nicht selten bekrönten Kurgästen der Stadt, die bald den Beinamen „Café de l‘Europe“ erhielt, beliebte Sammlungsstücke.

 

Besonders kostbar waren kleine, in Lacktechnik verzierte Möbelstücke wie dieses prunkvolle Kabinett, allseitig in Schildpattmanier grundiert, großzügig brokatartig dekoriert und mit galanten chinoisen Szenerien bemalt. Da sowohl die Innenseiten der Türen und die Fronten der dahinter verborgenen Schübe verziert sind, als auch die Rückseite des Möbels, kann es sowohl geschlossen als auch geöffnet und frei stehend in einem Salon präsentiert werden. Die aufwändig in Goldlack gestalteten Chinoiserien spiegeln die exotischen, märchenhaften Vorstellungen eines hochkultivierten Reiches wider. Das in Europa nach dem Vorbild asiatischer Luxusgegenstände dekorierte Kabinett zeugt von der enormen Begeisterung für die exquisiten originalen Porzellane, Seidentapeten und Lackarbeiten aus Fernost.

 

Höhe 39 cm, Breite 46 cm, Tiefe 31 cm.

Huth, Lacquer of the West: History of a Craft and an Industry, Chicago 1971, S. 307ff.

Die Anbetung der Könige

DIE ANBETUNG DER KÖNIGE

Antwerpener Manierist, um 1520

 

Tafelgemälde, Öl auf Holz

Höhe: 109 cm, Breite: 70,5 cm

 

Provenienz: Privatsammlung, Süddeutschland

Literatur: Max J. Friedländer: Die Antwerpener Manieristen von 1520. In: Jahrbuch der königlich preußischen Kunstsammlungen 36 (1915), S. 65–91.

Siehe die Veröffentlichungen zur Ausstellung ExtravagAnt! A forgotten Chapter of Antwerp Painting 1500-1530, Koninklijk Museum vor Schone Kunsten Antwerpen, 15. Oktober – 31. Dezember 2005, Antwerpen 2005. URL: https://www.codart.nl/guide/agenda/extravagant-antwerpse-schilderijen-voor-de-europese-markt-1500-1525/

 

 

Das Gemälde der Anbetung der Könige wurde um 1520 von einem Maler aus der Gruppe der sogenannten Antwerpener Manieristen geschaffen.

Die Szene spielt in den Ruinen eines reich ausgeschmückten Tempels, die Durchblick auf eine Stadt mit umgebender Gebirgslandschaft im Hintergrund gewähren. Im Zentrum sitzt Maria, mit braunem Haar und einem dunkelblauen Umhang. Das Jesuskind auf ihrem Schoß wirkt anrührend klein und zart. Josef, mit grauem Haar und Bart, steht hinter den beiden, offenbar ins Gespräch vertieft mit einem der Begleiter der drei Weisen. Die heiligen Könige, die ihre Gaben in filigran verzierten Goldgefäßen überreichen, symbolisieren sowohl die drei damals bekannten Erdteile, als auch die drei Lebensalter. Der rechts vor Mutter und Kind kniende König steht für Europa und das Greisenalter, der links platzierte König, mit Turban und einem orientalisch gekleideten Diener im Hintergrund, stellt Asien und das mittlere Lebensalter dar, während der Mohrenkönig ganz rechts Afrika und die Jugend verkörpert.

Unter dem vom Kunsthistorik Max J. Friedländer eingeführten Begriff Antwerpener Manieristen werden eine Reihe von Künstlern aus dem ersten Drittel des 16. Jahrhunderts zusammengefasst, die einen überaus dekorativen und detailfreudigen Stil pflegten, der jedoch nicht vom ita­lienischen Manierismus der Zeit beeinflusst war, sondern sich aus den spätgotischen Traditionen der altniederländischen Malerei entwickelt hatte, welche durch ihre Detailgenauig­keit, bis hin zur quasi fotorealistischen Wiedergabe von Oberflächenstrukturen und Landschaften, gekennzeichnet ist.

Der große Erfolg des Antwerpener Manierismus war eng mit dem Aufstieg Antwerpens zu einem der florierendsten Handelszentren Europas verknüpft. Um 1500 war die Me­tropole ein zentraler Umschlagplatz für den internationalen Handel. Dies befeuerte auch den Kunstmarkt und bot ideale Bedingungen für Maler, die ihre Altäre und Tafelbilder gezielt für den Export schufen.

Das Thema der Anbetung der Könige eignete sich hierfür besonders gut, da es europa­weit sehr beliebt und gefragt war. Die Darstellung der Weisen aus dem Morgenland eröffnete reichhaltige schöpferische Möglichkeiten, angefangen bei der phantasievollen Gestaltung exotischer Gewänder, die die Figuren in extravagantem Faltenwurf umhüllen, über die prunkvol­len Geschenke, bis hin zur fantastischen Architektur, die in eklektischer Pracht gotische mit Renaissancemotiven verbindet.

Der Stil dieser Kompositionen ist schmuckvoll und extravagant, naturgetreue Wiedergabe oder gar Realismus traten zugunsten des dekorativen Effekts in den Hintergrund. Der Antwerpener Manierismus schuf repräsentative Schaustücke, die der neuesten Mode der Zeit zwischen 1500 und 1530 entsprachen - sozusagen ein „Fashion-Statement“ dieser bewegten Epoche des Übergangs von der Spätgotik zur Renaissance. Die malerische Ausführung ist technisch virtuos. Die Antwerpener Manieristen schenkten der minuziösen Darstellung vielfältiger, teils dicht gepackter Details mehr Aufmerksamkeit, als der monumentalen Gesamtwirkung ihrer Bildkompositionen. Gerade dies war und ist das Erfolgsrezept der Gemälde: Sie bieten dem Betrachter die Möglichkeit, sich in eine Fülle von interessanten Nebenschauplätzen zu vertiefen und dabei zahlreiche überraschende Feinheiten zu entdecken.

Das hier vorgestellte Gemälde ist ein exzellentes Beispiel für die Kunstfertigkeit, Präzision und den Ideenreichtum der Antwerpener Manieristen, die ihre Gemälde nicht signierten und daher bis auf wenige Ausnahmen bis heute nicht namentlich bekannt sind.

Klassizistischer Aufsatzschrank - Bremen, Meisterstück um 1785

Bremen, Meisterstück um 1785

Aus antikischer Architektur übernommene Ornamentik prägt dieses geradlinige Fassadenmöbel.

Gedrungene, kannelierte Füße und die Zarge mit eleganter, floraler Schnitzerei tragen den dreischübigen Kommodenunterbau mit originalen, vorzüglich vergoldeten Beschlägen, auf dem der monumentale, zweitürige Aufsatz ruht.

Ein konstruktiv vorspringender Mittelrisalit über die gesamte Höhe des Schrankes verbindet den Auf- mit dem Unterbau.

Die abgeschrägten Ecken des Kommodenteils zieren Kanneluren zwischen geschnitzten Akanthusblättern.

Abgesetzte Profilleisten, Perl- bzw. Lorbeerstäbe und Rosetten gliedern die Türfüllungen.

Trotz seiner Breite erscheint der Aufsatz dank des vorspringenden Mittelteiles und den zierlichen Säulen an den seitlichen Ecken sehr schlank.

Bekrönenden Abschluss des Aufsatzschrankes bildet eine reich geschnitzte, klassizistische Amphorenvase auf einem mit Behängen geschmücktem, kleinen Sockel inmitten des gesprengten Dreiecksgiebels.

Die vergoldeten Applikationen und Beschläge bilden einen schönen Kontrast auf den gestürzten Furnieren aus Pyramidenmahagoni.

Ein identisches Aufsatzmöbel hat sich zusammen mit dem Bremer Meisterriss von 1785 im Frankfurter Museum für angewandte Kunst erhalten.

Höhe 290 cm, Breite 200 cm, Tiefe 60 cm.

Himmelheber/ Kreisel, Die Kunst des deutschen Möbels, München 1973, Bd. 3, Abb. 61.

Bauer/ Märker/ Ohm, Europäische Möbel von der Gotik bis zum Jugendstil, Frankfurt a. M. 1976, S. 132-133.

Seltenes, museales Paar Globen - London, 1816/1828 - Beide Globen sind bezeichnet und datiert und wurden gefertigt von den Brüdern John und William Cary

London, 1816/1828

Kolorierte und lackierte Kupferstiche, die dreibeinigen

Halterungen aus Mahagoni und jeweils

mit einem Kompass. Beide Globen haben einen

Äquatorialring mit Monatsangaben sowie einen

Meridianring aus Messing mit Angabe der Polhöhe.

Der Erdglobus verfügt über einen zusätzlichen

Äquationsachter, der Himmelsglobus zeigt

die Tierkreiszeichen und eine Legende für Sterngrößen.

Beide Globen sind bezeichnet und datiert

und wurden gefertigt von den Brüdern John und

William Cary. John (1745-1835) erarbeitete sich als

Kartograph sowie als Stecher und Verleger von

Landkarten und Globen einen hervorragenden

Ruf, William (1760-1825) war auf das Herstellen

wissenschaftlicher Instrumente spezialisiert.

Die ersten Globen brachte das von den Brüdern

gegründete Unternehmen 1791 heraus und galt

bald als führende Globus-Manufaktur Londons.

Für diese beiden in London gefertigten Globen

liegt in Bamberg die Assoziation zu dem von

Fürstbischof Franz Ludwig von Erthal geförderten

Naturalienkabinett im Nordflügel des Jesuitenkollegs

nahe, welches nicht nur der Unterrichtung

der Bamberger Studenten, sondern der

gesamten Bevölkerung offen stehen sollte. Ein

imposanter, im Jahre 1807 verlorengegangener

Erdglobus stand hier an exponierter Stelle auf der

eigens dafür vorgesehenen, halbrunden Tribüne

der Galerie an der Stirnseite des Saales und so

entstand die Idee, unsere Globen in diesem für

Deutschland einzigartigen Naturkundemuseum

mit seinen hohen Glasschränken und den zu großen

Teilen noch aus dem 18. Jahrhundert erhaltenen

Präparaten zu fotografieren.

Höhe 115 cm.

Äußerst seltener, kleiner Damen-Deckelhumpen - Bayreuth, um 1710 - Gemarkt „SR“ für Simon Richter (Meister 1675)

Äußerst seltener, kleiner Damen-Deckelhumpen

Bayreuth, um 1710

Gemarkt „SR“ für Simon Richter (Meister 1675), graviertes Besitzermonogramm „S.A.V.R.“ Silber, getrieben, graviert und punziert.

Auf Standring mit schrägem Godronendekor und Perlfries die zylindrische Wandung mit größtenteils flächig punziertem Fond, Bandhenkel mit zweigeteilter Daumenrast. Der Deckel am Rand ebenso dekoriert wie der Stand und mit ornamentaler Gravur.

Laut Vorbesitzer stammt der kleine Humpen aus von Reitzenstein´schem Besitz.

Höhe 9 cm.

Scheffler, Goldschmiede Oberfrankens, Berlin 1989, S. 77.

 

Qualitätvoller Deckelhumpen mit Schlangenhautdekor

Wohl Frankfurt am Main, um 1600

Getrieben und punziert, feuervergoldet.

Über Standring mit schmalem Ornamentband die konische, flächendeckend fein punzierte Wandung, auf dem Henkel Perlendekor. Der hochgewölbte Deckel mit balusterförmigem Knauf auf ornamentiertem, flachem Zylinder.

Höhe 15,5 cm, Gewicht ca. 332 g.

 

Kleiner Barocker Deckelhumpen

Prenzlau, um 1710

Gemarkt Meister Conrad Friedrich Wilpert (Berlin 1675-1720, seit 1699 Bürger in Prenzlau), österreichischer Repunzierungsstempel von 1806/07.

Silber, getrieben und punziert, teilvergoldet.

Über gewölbtem Stand mit feinen Akanthusblattvoluten die zylindrische Wandung, oben und unten mit umlaufendem Bandelwerkdekor und Blattfächern. Der Bandhenkel mit godroniertem Kugeldrücker, auf dem Deckel wiederholt sich das Ornament des Sockels, mittig eingelassene St. Andreas-Münze.

Höhe 11,5 cm.

Scheffler, Goldschmiede Mittel- und Norddeutschlands, Berlin 1980, S. 169 u. 271-272.

Paar Silbermenagen für Essig und Öl sowie für Tee und Zucker - Danzig/ Augsburg, um 1760/70 - Johann Gottfried Schlaubitz (Meister 1733) und Johann Jakob Adam (Meister 1748)

Danzig/ Augsburg, um 1760/70

Johann Gottfried Schlaubitz (Meister 1733) und Johann Jakob Adam (Meister 1748). Äußerst kostbar und gekonnt in typischen Rokokoformen gearbeitet sind diese zwei Silbermenagen. Die Doppelgarnitur besteht insgesamt aus sechs Teilen: einer Halterung mit zwei Silberbehältnissen für Tee und Zucker sowie einem Gestell für silbermontierte Glasfläschchen für Öl und Essig. Die Halterungen sowie die Silberdosen stammen aus der Hand des Danziger Goldschmiedes Johann Gottfried Schlaubitz, der Augsburger Silberschmied Johann Jacob Adam fertigte die Montierung der Glasflaschen. Die Teile sind mit der jeweiligen Meistermarke und der Stadtbeschau gepunzt.

Diese raffinierten Silbermenagen waren Teil einer extrem luxuriösen Tischdekoration mit wertvollen Porzellanen und weiteren kostbaren Silberobjekten wie Leuchtern oder Tafelaufsätzen und erfüllten zugleich alle funktionalen Ansprüche.

Im Jahr 1965 wurde die Tee- und Zuckergarnitur anlässlich der Hundert-Jahr-Feier des Münchner Altertumsvereins im Münchner Stadtmuseum ausgestellt, bei der sie gemeinsam mit anderen Kunstschätze aus süddeutschem Privatbesitz zu sehen war.

Höhe 25 cm, Breite 25 cm, Tiefe 10 cm.

Blatner, Josef, 1965, Kunstschätze aus Münchner Privatbesitz, München.

Rosenberg, Marc, 1923, Der Goldschmiede Merkzeichen, Frankfurt a.M., Bd. 3, Nr. 1596.

Seling, Helmut, 1980, Die Kunst der Augsburger Goldschmiede 1529-1868, München 1980, Bd. 3, MZ 2385.